Sollten Firmen kürzere Arbeitswochen einführen?

24.02.2022

Sollten Firmen kürzere Arbeitswochen einführen?

Das Konzept einer kürzeren Arbeitswoche hat seit der Pandemie an Popularität gewonnen.  Durch Hybrides Arbeiten und Vollzeitarbeit im Home-Office haben sich viele Arbeitnehmer an eine bessere Work-Life-Balance gewöhnt.  Auch Arbeitgeber haben von diesen neuen Arbeitsmodellen profitiert.  Nun werden Stimmen laut, das Firmen generell kürzere Arbeitswochen einführen sollten, um aus den positiven Auswirkungen dieser verbesserten Work-Life-Balance weiterhin Nutzen zu ziehen.  Wie aber würde das in der Praxis aussehen?

Es stehen einige Modelle zur Auswahl.   Sie alle haben das gleiche Grundprinzip von weniger Arbeitsstunden pro Woche – Ein Vorschlag ist die 35-40 Stunden pro Woche über 4 verlängerte Arbeitstage zu ziehen um für den 5.Tag ‚vorzuarbeiten‘.  Die Geschäftswoche geht dann nur von Montag bis Donnerstag. Alternativ könnte die 5-Tage-Woche weiterhin beibehalten werden, indem die Mitarbeiter aber - im 4-Tages-Rhythmus - zu gestaffelten Arbeitszeiten präsent sind.  Des Weiteren könnten Arbeitnehmer an 2 Tagen Halbzeit arbeiten oder an 5 Tagen zu verkürzten Zeiten arbeiten.    Grundlegend ist, dass keines der Modelle für den Arbeitnehmer eine Gehaltverkürzung bedeutet.

Natürlich gibt es viele Argumente sowohl für als auch gegen eine verkürzte Arbeitswoche.   Firmen und auch ihre Mitarbeiter haben verschiedene Ansprüche und Bedürfnisse.  Wir erörtern im Folgenden, ob Firmen wirklich eine kürzere Arbeitswoche in Anbetracht ziehen sollten.

Was sind die Vorteile einer kürzeren Arbeitswoche?

Gesteigerte Produktivität

Studien haben bewiesen, dass eine kürzere Arbeitswoche tatsächlich die Produktivität steigern kann.  Kürzere Arbeitszeiten zwingen Arbeitnehmer, Projekte und Aufgaben besser zu priorisieren, konzentrierter zu arbeiten und Ablenkungen zu unterbinden.   In Besprechungen wird sich nur auf Wesentliches bezogen - man zieht sie nicht mehr unnötig in die Länge.  Auf diese Weise schaffen Arbeitnehmer genauso viel, wenn nicht sogar mehr als zu ihren ‚normalen‘ Arbeitszeiten.  Die Firma ‚Microsoft‘ hat das Prinzip einer 4-Tages-Woche getestet. Erstaunlicherweise stieg die Produktivität um 40%!

Längere Arbeitszeiten sind nicht mit erhöhter Arbeitsleistung gleichzusetzen.   Im Gegenteil – wer regelmäßig Überstunden leistet ist im Endeffekt oftmals weniger produktiv als diejenigen, die eine normale oder verkürzte Arbeitswoche haben.  Kürzere Arbeitszeiten und eine rationellere Arbeitsmethodik können dagegen zu einer Steigerung der Arbeitseffizienz beitragen.

 

 

Eine Verbesserung in der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter

Arbeitnehmer, die eine verkürzte Woche arbeiten, sind oftmals glücklicher und gesünder.   Sie haben mehr Zeit zum Erholen und für ihr Privatleben.  Während der Arbeitszeit geben sie ihr Bestes und scheuen sich nicht vor Herausforderungen zurück.  Auch Krankheitstage werden seltener, da der Arbeitsstress geringer ist und allgemein mehr Zeit zum Erholen gegeben ist.

In Belgien haben Arbeitnehmer*innen seit kurzem die Möglichkeit, eine Vier-Tage-Woche zu beantragen und damit ihre derzeitige 38-Stunden-Woche auf fünf Tage zu verkürzen. Die belgische Regierung begründete diese Änderung mit der Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es wird davon ausgegangen, dass Arbeitnehmer*innen, die einen zusätzlichen freien Tag haben, mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können und auch ihre eigene körperliche und geistige Gesundheit schützen.

Auch Burnouts können durch eine kürzere Arbeitswoche vermieden werden.  Typische Symptome wie körperliche Erschöpfung, ständige innere Unruhe und eine verminderte Produktivität entfallen, wenn Arbeitnehmer längere Auszeiten haben und stattdessen in einer gesunden psychischen Verfassung an ihren Schreibtisch zurückkehren.

Wenn Sie weniger Zeit auf Arbeit verbringen, können sich Arbeitnehmer auch besser um ihr körperliches Wohlbefinden kümmern.  Sie haben mehr Zeit für Sport und um Arzttermine wahrzunehmen.   Ein gesunder Körper führt in der Regel zu einem gesunden Geist.  Das Endresultat: gesündere und glücklichere Mitarbeiter.

Des Weiteren beweisen gesunde und glückliche Arbeitnehmer oftmals mehr Firmentreue und Engagement.  Arbeitgeber profitieren von einer stärkeren Mitarbeiterbindung.

Eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks

Eine verkürzte Arbeitswoche kommt nicht nur Arbeitgebern und ihren Angestellten zugute – auch die Umwelt profitiert davon.   Bei einer 4-Tage-Arbeitswoche pendeln Arbeitnehmer einen Tag weniger ins Büro.  Solange an diesem Tag das Auto auch zu Hause stehen bleibt, führt dies langzeitig zu einer massiven Reduzierung des CO2-Fußabdrucks.

Wenn die gesamte Firma am gleichen Wochentag geschäftsfrei hat, dann entfallen auch die Betriebskosten für diesen Tag – die Energieeinsparung ist enorm.

Was sind die Nachteile einer kürzeren Arbeitswoche?

Kundenzufriedenheit

Natürlich muss man bei einer Reduzierung der Geschäftszeiten damit rechnen, dass dies mit den Bedürfnissen einiger Kunden nicht vereinbar ist.  Man riskiert, diese Kunden an die Konkurrenz zu verlieren.  In diesem Fall empfiehlt es sich, die 5-Tage-Woche beizubehalten.  Man kann dann entweder verkürzt an 5 Tagen, oder mit den Kollegen gestaffelt im 4-Tage-Rhythmus arbeiten.

Als Alternative könnte man sich Technologie zum Nutzen machen.  An Tagen, wo keine Mitarbeiter erreichbar sind, könnten beispielsweise automatisierte  ‚Chatbots‘ eingesetzt, oder Wissensressourcen bereitgestellt werden.   Leider ist diese Option kostenträchtig und von daher nicht für jede Firma geeignet.   Auch bevorzugen manche Kunden mit einer ‚echten‘ Person zu sprechen – ‚Künstliche Intelligenz (KI)‘ (auch ‚Artifizielle Intelligenz – ‚AI‘ genannt) ist nicht für Jedermann.   Von daher kann trotz Einsatz von Technologie die allgemeine Kundenzufriedenheit leiden.

 

 

Nicht für alle Branchen geeignet

Für manche Branchen kommt eine gekürzte Arbeitswoche leider nicht in Frage.  Viele Unternehmen müssen rund um die Uhr, bis zu 7 Tage die Woche, erreichbar sein.   Wäre dies nicht der Fall, dann würden Kunden eventuell Verzögerungen erleiden.  Auch die Mitarbeiter könnten Schwierigkeiten haben, ihre Arbeit ordnungsgemäß zu erledigen.

Man könnte dem entgegenwirken, indem man zusätzliche Kurzzeit-Arbeitskräfte einstellt und im Staffelsystem die volle Arbeitswoche abdeckt.  Natürlich würden dann die Personalkosten ansteigen.  Des Weiteren könnte es Mitarbeitern schwerfallen, die Verantwortung für Projekte und Jobs zu teilen.  Klare Linien müssten gezogen werden, um Verwirrungen zu vermeiden, was nicht immer einfach sein wird.    

Es ist nicht jedermanns Sache

Eine verkürzte Arbeitswoche mag nicht nur für bestimmte Branchen ungeeignet sein.  Verkürzte Arbeitszeiten sind nicht jedermanns Sache und auch bestimmte Berufe kann man so nicht ausüben.  Manche Mitarbeiter ziehen es vor, an 5 Tagen zu arbeiten und leisten unter Umständen auch bessere Arbeit, wenn sie mehr Zeit dazu haben.  Andere wiederum schaffen es nicht, ihre übliche Arbeitsqualität in nur 4 Tagen zu erzielen – vielleicht lässt es sich auch nicht mit ihrem spezifischen Aufgabenbereich vereinigen.   So kommen schnell Diskrepanzen im Team auf, insbesondere wenn einige Kollegen eine 4-Tage-Woche arbeiten können, und andere nicht.

Natürlich können Mitarbeiter versuchen, ihr normales Arbeitspensum auf 4 Tage zu verlegen.  Dies kann aber zu Überarbeitung und schlimmstenfalls zu einem Burnout führen.   Die Konsequenzen sind bekannt.  Ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden leidet und sie können fortan nicht mehr effizient arbeiten.

Abschließende Gedanken zur verkürzten Arbeitswoche

Obwohl eine verkürzte Arbeitswoche viele Vorteile mit sich bringt, bedeutet sie auch sehr große Veränderungen der Arbeitspraxis für Unternehmen.   Vorsicht ist unbedingt geboten.   Firmen sollten sich ausreichend Zeit nehmen, um sich die Auswirkungen auf ihr Geschäft sorgfältig zu überlegen.  Wir empfehlen, auch die Mitarbeiter in diesen Prozess mit einzubeziehen.

Im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht gegenüber Ihren Mitarbeitern können Arbeitgeber aber zwischenzeitlich schon etwas tun.  Flexible Arbeitszeiten und Hybride Arbeitsmodelle bieten Möglichkeiten, das geistige und körperliche Wohlbefinden der Mitarbeiter zu schützen.  Sie helfen, eine gesunde Work-Life-Balance beizubehalten.

 

 

Leitz hat den Ausdruck WorkLeitzBalance geschaffen.  Er drückt die Fähigkeit von Leitz aus, alle Aspekte eines facettenreichen Arbeitslebens in Einklang bringen zu können, ohne Kompromisse bei Design, Qualität, Zuverlässigkeit oder Nachhaltigkeit einzugehen.  Viele Produkte für Ihre Büroausstattung sind im Einklang mit diesem Konzept entworfen worden.  Sie bestehen aus stylischen und praktischen Aufbewahrungs-und Archivierungsboxen, Hilfsmittel zur Schreibtischorganisation, sowie ergonomischen Produkten – alles was sie benötigen um die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu schützen.

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